Musik im Herbst

St. Paul
Bildrechte Sirka Schwartz-Uppendieck

Sa 21.09.2024 | 20.00h | St. Michael
Kurt Weill & Jakob Schönberg: Jedes Lied ein Juwel
Michael Herrschel (Gesang), Sirka Schwartz-Uppendieck (Klavier)

Fr 08.11. bis Sa 30.11.2024
Fürther Kirchenmusiktage: Licht.Leben 

Rückschau

Helmut Schmidt
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„An der schönen blauen Außenalster“ – so malerisch titeln die Fürther Nachrichten vom 25. September 2018 ihren Bericht über ein Crossover der besonderen Art. „Wiener Kabarettsongs trafen auf Brahms“: „Drei große Geister aus Politik und Musik ehrten KMD Sirka Schwartz-Uppendieck und Michael Herrschel in St. Michael zum Saisonauftakt der Kirchenmusik Fürth.
Große Politiker gehen nicht allein mit ihren Taten, sondern mit großen Sprüchen in die Geschichte ein. Julius Cäsar mit ‚Ich kam, sah und siegte‘, Richard III. mit ‚Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd‘, Napoleon mit ‚Das ist die Sonne von Austerlitz‘. Und Helmut Schmidt? Mit ‚Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen‘. Diesen Inbegriff des Pragmatismus übertrifft nur noch Helmut Kohl, der einst der Ansicht war: ‚Entscheidend ist, was hinten rauskommt‘. Doch nicht dem Pfälzer, sondern dem großen Hanseaten Helmut Schmidt zum 100. Geburtstag widmeten Sirka Schwartz-Uppendieck am Klavier und Michael Herrschel in Gesang und Conférence ein vorgezogenes Ständchen. Und zwar ausgerechnet mit Liedern des Wieners Georg Kreisler.

Der begriff sich nicht als Politiker, sondern als dessen erklärtes Gegenteil, nämlich als Anarchist. Bloß, dass er keine Bomben warf, wohl aber musikalisch-textliche Minen legte und zündete. Mit derartiger Verheerung, dass der ORF seine Songs eine ganze Weile lang boykottierte.

Georg Kreisler
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Nun ist Georg Kreisler nicht unbedingt als erklärter Helmut-Schmidt-Feind bekannt, da gab es begnadetere Hassfiguren. Für Michael Herrschel sind sie eher Seelenverwandte, grimmige Pragmatiker. Beide zwar den schönen Künsten zugetan (Helmut Schmidt spielte Klavier), doch den elysischen Gefilden des Kunstbetriebes abhold. Einig darin, dass alles vom lieben Geld abhängt, skeptisch auch darin, wie es zur gerechten Verteilung kommen mag. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass beide recht bald sich in die Rolle der Grauen Eminenzen hineinfanden, die von höherer Warte ihre Kommentare zum Weltgeschehen wie zur Polit- und Kabarettszene schleuderten.
So bekamen die Kirchenbesucher in St. Michael im sakralen Rahmen höchst profane Lebensweisheiten zu Macht und menschlicher Unzulänglichkeit zu hören. Wer darüber die Stirn runzelt, möge die Weisheit Salomos nachschlagen, da bekommt er noch wesentlich grimmigere Einschätzungen zur Lage der Menschheit zu lesen.

Johannes Brahms
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Erträglich wird solch schwarze Weltsicht allein durch instrumentale Zwischenspiele, nämlich durch eine Auswahl aus den ‚Sechzehn Walzern‘ opus 39 von Johannes Brahms. Dieser Komponist schlägt nicht nur durch seine Biografie eine Brücke von Hamburg nach Wien. Der alte Brummelbär dürfte durchaus mit dem Pragmatiker auf dem Politparkett und dem charmanten Taubenvergifter ein ideelles Trio bilden.
Aber in den Klavierwalzern blitzt sie dann doch auf, die Vision. Ein Reich, nicht von dieser Welt. Und zum Walzer dreht man sich schließlich mit seiner Liebsten. Arzt, heil dich selbst, wir gehen tanzen.“